Weiterbildung
Die Programme des ISGP zielen auf die präventive Verringerung psychosozialer Belastungen, die in familiären und beruflichen Konfliktsituationen erfahrungsgemäß zu chronischen Beeinträchtigungen und psychosomatische Erkrankungen führen können.
Das ISGP hat zusammen mit dem Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universitätsklinik Düsseldorf wirksame Familienprogramme und Elterntrainings entwickelt. In unseren mehrtägigen Seminaren bilden wir Angehörige sozialer, pädagogischer und therapeutischer Berufe in der Durchführung unserer Programme aus.
wir2 Bindungstraining
wir2 Bindungstraining für Alleinerziehende ist ein bindungsorientiertes Unterstützungsprogramm der Walter Blüchert Stiftung. Es wurde für alleinerziehende Mütter mit Kindern im Vor- und Grundschulalter unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Matthias Franz entwickelt.
Jährlich erleben etwa 160.000 Kinder in Deutschland die Trennung ihrer Eltern. Jedes fünfte Kind wächst bei nur einem Elternteil auf – zu 90 % bei der Mutter. Studien belegen das hohe Armutsrisiko sowie erhöhte psychosoziale und gesundheitliche Belastungen für Alleinerziehende und ihre Kinder. In Kindergärten und Schulen ergeben sich hieraus besondere Herausforderungen.
Genau hier setzt wir2 als Elterntraining für Alleinerziehende mit Kindern im Vor- und Grundschulalter an. Das strukturierte Gruppenprogramm basiert auf entwicklungspsychologischen Grundlagen und widmet sich besonders dem Erleben und dem Umgang mit Gefühlen. Die Alleinerziehenden werden zumeist in Kitas angesprochen und auf das wir2-Angebot vor Ort aufmerksam gemacht.
Die wesentlichen Ziele sind: Balance herstellen – Bindung aufbauen – Beziehung stärken. Dies wird erreicht über die nachweisliche Stärkung des elterlichen Selbstvertrauens und der intuitiven Elternkompetenzen, durch die Besserung einer häufig bestehenden depressiven Stimmungslage, durch die Erleichterung der Einfühlung in die Signale und das Erleben des Kindes und durch die Stärkung sozialer Kompetenzen. Die Entkoppelung des Paarkonfliktes von der gemeinsamen Verantwortung beider Eltern für das Kind ist hierfür von zentraler Bedeutung.
Das bindungstheoretisch fundierte Konzept und die didaktische Umsetzung von wir2 wurde an der Universität Düsseldorf in zehnjähriger Arbeit entwickelt, in der Praxis erprobt und erfolgreich evaluiert.
Durchgeführt werden die wir2-Gruppen mit den Alleinerziehenden auf der Basis eines detaillierten Manuals von einem Paar speziell durch das wir2-Team geschulter Gruppenleiterinnen und Gruppenleitern – zumeist von Erziehern, Sozialpädagogen, Psychologen oder Ärzten. Die Qualifizierung zur wir2-Gruppenleitung erfolgt in einem intensiven dreitägigen Schulungsseminar. Anschließend führen die Gruppenleiter das Programm mit etwa 15 Alleinerziehenden in 20 wöchentlich stattfindenden Gruppensitzungen durch. Die Sitzungen gliedern sich in vier Module: Selbstbild und Gefühlswahrnehmung der Alleinerziehenden, Einfühlung in das Erleben und die Bedürfnisse des Kindes, Trennung von Paarkonflikt und Elternverantwortung sowie Bedeutung des Vaters, Konflikt- und Alltagsbewältigung auf Verhaltensebene.
In den Gruppensitzungen werden wichtige Informationen vermittelt und Lösungsansätze für typische Konfliktfelder im Alltag von Alleinerziehenden erarbeitet. Entscheidend und besonders an wir2 ist, dass dies innerhalb eines emotionszentrierten Gruppenprozesses geschieht, der von beziehungsstärkenden Eltern-Kind-Übungen für Zuhause begleitet wird.
wir2 hat sich in der Praxis bewährt und ist zudem sehr kostengünstig. Die nachhaltige Wirksamkeit von wir2 auf das elterliche Wohlbefinden sowie eine Besserung psychischer Belastungsfolgen bei den Alleinerziehenden, eine Stärkung ihrer emotionalen Kompetenzen und positive Wirkungen auf das Verhalten ihrer Kinder sind statistisch belegt.
Die meisten Alleinerziehenden sind nach dem Programm deutlich optimistischer und selbstbewusster als vorher. Was uns besonders freut: Ihr Erfolg spiegelt sich auch im Wohlbefinden ihrer Kinder wider. Dies bestätigen uns viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Trainings. Ein entsprechendes Parallelprogramm für die Kinder (wir2+) ist derzeit in der Entwicklung.
Mit wir2 wollen wir dazu beitragen, dass möglichst viele Kinder ihre Kindergarten- und Grundschulzeit unbeschwert erleben und emotional stabil und glücklich in die Schule starten können.
Weiterführende Informationen siehe verlinkte Homepage und Artikel.
Podcast mit Prof. Matthias Franz zu wir2
Interview mit Yvonne Herda im Rahmen der Podcastreihe von "Elefantenreise" zum Thema "Risikogruppe Alleinerziehende. Wieso sie häufiger an einer Depression erkranken und was sie brauchen um gesund zu bleiben".
"leichter fühlen"
"leichter fühlen" ist ein bindungsorientiertes Präventionsprogramm zur Vermeidung von kindlichem Übergewicht in Form eines Trainings für Eltern übergewichtiger und übergewichtsgefährdeter Kinder.
Übergewicht und Adipositas bei Kindern sind bereits im Einschulungsalter ernstzunehmende gesundheitliche Risikofaktoren mit entsprechenden langfristigen gesundheitlichen und sozialen Folgen. Vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Verringerung von kindlichen Gewichtsproblemen können deshalb helfen, das Risiko für eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen zu reduzieren.
Aus entwicklungs- und emotionspsychologischer Sicht, kann kindliches Übergewicht als ganzheitliches Problemfeld verstanden werden, in dem der emotionale Austausch zwischen den Eltern, als den zentralen kindlichen Bezugspersonen, und dem Kind, eine wesentliche Bedeutung hat. Die Qualität des elterlichen Beziehungsangebotes (Bindung, Akzeptanz, Empathie Feinfühligkeit, Regulationsfähigkeit, Fähigkeit zur differenzierten Wahrnehmung emotionaler Signale des Kindes) ist entscheidend für die Reifung emotionaler und kognitiver Fähigkeiten des Kindes. Dabei kommt dem empathischen Perspektivenwechsel zugunsten des Kindes und der intuitiven Erfassung kindlicher Affektzustände eine besondere Bedeutung bei der Regulation kindlicher Stress- und Bedürftigkeitszustände durch die Eltern zu. Werden die emotionalen Bedürftigkeitssignale eines Kindes nicht differenziert wahrgenommen und bedürfnisgerecht beantwortet, kann auch das Kind keine angemessenen Vorstellungen über seine eigenen Bedürfnisse und Basisaffekte (Trauer, Ärger, Angst, Ekel, Freude) entwickeln und verinnerlichen. Werden seine unterschiedlichen emotionalen Signale (anstatt beispielsweise mit empathischen elterlichem Trost-, Schutz- oder Ermutigungsverhalten) einförmig konsumorientiert, z.B. mittels häufigen Medienkonsums (Computer, Fernseher) oder ungünstiger Ernährungsgewohnheiten (Chips, Süßwaren etc.), gepaart mit Bewegungsmangel beantwortet, erfolgt statt emotionalen Lernens das Erlernen eines inadäquaten Essverhaltens zur Regulation ursprünglich affektiver Spannungen oder Zustände. Dies kann die Entstehung kindlichen Übergewichtes begünstigen.
Die Reifung der emotionalen Fähigkeiten des Kindes ist daher stark von den entsprechenden elterlichen Kompetenzen abhängig. Deshalb betont das Elterntraining "leichter fühlen" die Qualität der Bindung zwischen den Eltern und ihrem Kind. Es geht vor allem um die emotionale Wahrnehmung der Gefühle des Kindes durch die Eltern sowie ein feinfühliges Eingehen der Eltern auf die emotionalen Entwicklungsbedürfnisse des Kindes. Ferner sollen die Zufriedenheit des Kindes verbessert, depressive Verstimmungen der Eltern vermindert und die Eltern-Kind-Beziehung, sowie Verhalten und Selbstwahrnehmung des Kindes gefördert werden. Dies soll der Entwicklung eines esszentrierten Umgangs mit den Gefühlen und Bedürfnissen des Kindes entgegenwirken. Die Eltern werden dabei unterstützt, differenziert und mit liebevoller Zuwendung auf Gefühle beispielsweise von Angst, Wut und Traurigkeit bei ihrem Kind zu reagieren, anstatt auf eine "tröstende" Wirkung von Süßigkeiten zu hoffen.
Das Gruppenprogramm "leichter fühlen" vermittelt über 15 manualisierte Sitzungen hinweg emotionale Kompetenzen zur Stärkung der Elternfunktionen im Umgang mit Kindern. Es wird innerhalb eines Multiplikatorenkonzeptes interessierten Erzieherinnen und Erziehern vermittelt (dreitägige Schulung), die anschließend qualifiziert sind derartige Elterngruppen durchzuführen.
NEFTA
Das Neusser Eltern-Fachkräfte-Training ADHS (NEFTA) ist ein Gruppenprogramm mit Informationen, Gesprächen und praktischen Übungen für Eltern bzw. betreuende Fachkräfte (Lehrer, Erzieher, OGS-Betreuer) von Kindern mit ADHS-Symptomen im Alter von 5 bis 10 Jahren. Die Gruppensitzungen für die Eltern und Fachkräfte werden getrennt voneinander durchgeführt. Beide Programme finden in Gruppen von höchstens 12 Personen einmal pro Woche für 90 Minuten statt. Es geht dabei vor allem um das Wohlbefinden und die Gefühle aller Beteiligten. In 5 Sitzungen für die Fachkräfte steht der Perspektivwechsel in die Situation des Kindes sowie eine Erleichterung der Kommunikation mit dem Kind und den Eltern im Fokus. In den 15 Sitzungen für die Eltern geht es um Entlastung durch den Blick auf die eigenen Gefühle sowie ebenso den Perspektivwechsel in die Situation des Kindes. Durch eine Betonung der Beziehungsebene zwischen Eltern und Kind sollen die ADHS-Symptome des Kindes abgemildert werden. Eine solche gute Beziehung ist als Basis für andere, eher verhaltensorientierte Maßnahmen wie Belohnungspläne unerlässlich. NEFTA unterscheidet sich also von den meisten bekannten Angeboten für Familien von Kindern mit ADHS dadurch, dass der Blick auf die Gefühle und eine positive Beziehung zwischen Eltern und Kind sowie zwischen Fachkräften und Kind gelenkt wird.
Bei Bedarf steht den Teilnehmern während der Gruppensitzungen eine Kinderbetreuung zur Verfügung. Beide NEFTA-Gruppen werden von einem geschulten Gruppenleiter-Paar geleitet.
NEFTA-Eltern-Angebot
- 15 NEFTA-Sitzungen
- kostenlos und wohnortnah
- Entlastung und Unterstützung für die Eltern
- Anregungen für eine gute Beziehung zwischen Eltern, Kind und pädagogischen Bezugspersonen
NEFTA-Fachkräfte-Angebot
- 5 NEFTA-Sitzungen
- Wissensvermittlung
- praktisches Üben konkreter beziehungs- und bindungsorientierter Handlungs- und Konfliktlösestrategien im Umgang mit Kindern mit ADHS-Symptomen und deren Eltern
Prävention psychosomatischer Erkrankungen
Vortragsreihe und Kursangebote für Einrichtungen im Erziehungs- und Gesundheitswesen
- Grundlagen, Erkrankungsursachen und Handlungsperspektiven
- Suchtprävention bei Kindern und Jugendlichen
- Folgen und Prävention von Gewalt und Missbrauch
- Seelische Gesundheit im Alter
- Vom Affekt zum Gefühl zum Mitgefühl – Die Entwicklung unserer emotionalen Kompetenzen
- Familiäre Trennung als Gesundheitsrisiko. Belastungen und Unterstützungsmöglichkeiten Alleinerziehender
- Wenn der Vater fehlt – Ursachen und Folgen Kriegs- und Trennungsbedingter Vaterlosigkeit